Verein „Rhöner Biosphärenrind e.V.“ informiert sich über Herdenschutz

Besuch bei Fleckviehzuchtbetrieb Norbert Böhmer im oberfränkischen Weiler Schrenkersberg

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Von links nach rechts: Stefan Hohmann, Marion Deinlein vom Heimatunternehmen Bayern, die die Veranstaltung begleitete, und Norbert Böhmer mit Pyrenäenberghund Astro.

01.09.2022

Zu einer außergewöhnlichen Informationsfahrt reiste der RBR Ende September in das oberfränkische Plankenfels- Schrenkersberg.

Ziel war der Fleckviehzuchtbetrieb Norbert Böhmer, der zwischen Bamberg und Bayreuth gelegen- einen Fleckvieh/ Simmental Zuchtbetrieb mit ca. 40 Mutterkühen und Nachzucht betreibt. Das Fleisch der Tiere wird ausschließlich direkt vermarktet. Die Absetzer werden im Alter von ca. 1 Jahr auf einem nahegelegenen Schlachthof geschlachtet und anschließend im eigenen Zerlegebetrieb verarbeitet und überwiegend im Hofladen vermarktet.

So weit so gut, denkt man. Seit 2009 wurden die Herden, die im Sommerhalbjahr auf den umliegenden Wiesen und Weiden grasen, von Wölfen angegriffen. In der Nähe des Betriebes befindet sich der Truppenübungsplatz Grafenwöhr, in dem damals schon Wölfe nachgewiesen wurden. Böhmer erläuterte den Rhöner Rinderhaltern, das die Wolfsangriffe auf seine Herden außer dem Verlust der getöteten Weidetiere eine erhebliche und nachhaltige Stresssituation für die gesamte Herde mit enormen Verzögerungen in den Gewichtszunahmen nach sich zogen.

Das bayrische Landwirtschaftsamt sagte Böhmer dann Unterstützung für die Anschaffung und  den Einsatz von Herdenschutzhunden zu. Der Rinderhalter befasste sich daraufhin ausführlich mit dieser Art des Herdenschutzes, reiste unter anderem in die Schweiz und nach Spanien, wo man bereits seit Jahren gute Erfahrungen mit Herdenschutzhunden gesammelt hatte. Mittlerweile hat Norbert Böhmer sieben französische Pyrenäenberghunde erfolgreich im Einsatz. Die Verstärkung der Elektrozäune ist zwar wichtig, hätte aber alleine nicht ausgereicht, um Wölfe vor Angriffen abzuhalten. Aus Erfahrungen von Weiderinderhaltern in Brandenburg weiß man inzwischen, dass Wölfe sehr lernfähig sind und beispielsweise Zäune unterwühlen oder sogar überspringen können. Hüten jedoch Herdenschutzhunde die Nutztiere, sind diese vor Wolfsangriffen gut geschützt. Solche Hunde müssen natürlich speziell trainiert werden und sind in der Anschaffung entsprechend teuer. Böhmer berichtete sehr eindrucksvoll über die anfänglichen Probleme im Einsatz mit den Hunden und riet den Rhönern, sich alsbald mit dieser Thematik zu befassen.

Böhmer chauffierte die ca. 35 Teilnehmer starke Gruppe aus der Rhön mittels eines Ballentransportwagens zu den Wiesen und Weiden rund um die weitläufigen Flächen des arrondierten Hofes zu den verschiedenen Einzelherden. Die Rinderhalter tummelten sich auf der Weide inmitten der Mutterkuhherde und der Herdenschutzhunde und nahmen die Ausführungen Böhmers interessiert auf. Böhmer beantwortete geduldig die zahlreichen Fragen der Bauern und zeigte sich in seinem Wissen um die Tiere äußerst sattelfest.

Den Abschluss der Rundfahrt bildete ein Besuch bei einer Zwergzebuherde, die Böhmer seit einigen Jahren in seinem Betrieb hält. Hier handelt es sich um eine kleine Rinderrasse, die ihren Ursprung in Afrika und Indien hat und vor allem auf äußerst extensiven Standorten gehalten werden kann, da die Tiere sehr anspruchslos sind. Zwergzebufleisch gilt unter Feinschmeckern als kulinarischer Genuss.

Der Vorsitzende des Vereines, Stefan Hohmann, bedankte sich bei Norbert Böhmer für den gelungenen Tag und überreichte ein Präsent. Die Fahrt des Vereines führte anschließend nach Bamberg, wo man die historische Altstadt besichtigte.

Von: Thomas Bug
Fotos: Thomas Bug