Regionale Produkte im Trend / Rhöner Qualitätssiegel
Rapsöl aus Großentaft, Käse von Eichenzeller Ziegen oder Fleisch vom Biosphärenrind, das auf den Hochlandflächen der Rhön gegrast hat: Lebensmittel aus der Region liegen voll im Trend.
„Regional“ oder „aus der Heimat“: Viele Lebensmittelmärkte preisen mit solchen Bezeichnungen Produkte an, die vom Acker oder der Streuobstwiese nebenan kommen. Verbraucher wollen wissen, wo Kartoffeln, Getreide oder Äpfel gewachsen sind. 82 Prozent der Bundesbürger, heißt es in einer vom Bundesumweltministerium im Frühjahr vorgestellten Studie, legen beim Einkauf Wert darauf, dass Produkte ausihrer Region stammen. Diesen Boom bestätigt Nadja Schneider, Projektmanagerin bei der Rhön GmbH, Abteilung Dachmarke Rhön: „Die Verbraucher fragen immer stärker nach regionalen Produkten.“
Der Verein Dachmarke Rhön unterstützt deshalb Rhöner Betriebe bei der Vermarktung. „Das Problem ist, dass der Begriff der Region nicht geschützt ist und die verschiedenen Siegel auf den Produkten oft für Verwirrung sorgen. Manchmal bezeichnen sie den Landkreis, manchmal Deutschland.“ Daher verleiht die Dachmarke verschiedene Qualitätssiegel, die für „garantierte geprüfte Regionalität“ stehen, da die Rhön ein klar abgegrenzter Raum sei, sowie für „garantierte Qualität“. Die Produkte würden, soweit das möglich sei, in der Region produziert, hergestellt und verarbeitet: „Die ganze Wertschöpfungskette bleibt damit in der Rhön“, erklärt Schneider.
Das Siegel erhalten zudem nur Betriebe, die auch tatsächlich Qualität vorweisen können, zum Beispiel wenn sie bei der Herstellung eines Proukts besonders auf Naturschutz achten oder auf Geschmacksverstärker verzichten. Mittlerweile werde das Logo von rund 130 Erzeugern sowie 80 Gastronomiebetrieben genutzt.
Zu ihnen gehört die Gastronomie am Florenberg, die mit dem Qualitätssiege Rhön und drei Silberdisteln ausgezeichnet wurde. Drei Silberdisteln bedeuten, dass mehr als 65 Prozent der verwendeten Produkte aus der Rhön kommen. „Und das funktioniert gut, angefangen vom Schnaps bis hin zum Fleisch“, sagt Leonora Frohnapfel, die die Gastronomie mit ihrem Vater Günter Frohnapfel führt. „Dabei ist klar, dass das Ganze Grenzen hat, denn Kaffee wächst hierzulande leider nicht. Aber Honig zum Beispiel muss nicht von Langnese sein, denn den gibt es auch von hier“, betont sie. Als Grund, dass der Florenberg Partnerbetrieb der Dachmarke Rhön ist, führt sie unter anderem das „Gemeinwohl“ an: „Wir haben kürzere Transportwege. Das kommt der Umwelt zugute.“
So sieht das auch Peter Linz, Leiter des Antonius-Hofs in Haimbach, der berichtet: „Die Nachfrage nach unserem Gemüse, nach Kartoffeln war in der Corona-Zeit sehr hoch.“ Er sei gespannt, ob dieser Trend langfristig anhalte: „Im Moment zeigt sich mehr nach diese Tendenz. Kunden fragen, wo die Kartoffeln herkommen und wo unsere Tiere geschlachtet werden.“ Linz glaubt: „Man kauft eher da ein, wo man den Erzeuger kennt und ihm daher Vertrauen schenkt.“ Regional einkaufen habe viele Vorteile, betont er: „Durch die kurzen Wege wird die Umwelt weniger belastet. Wir machen den Landwirten Mut und unterstützen so auch die Arbeitsplätze in der Region.“ Linz wirbt daher auch für ein größeres Bewusstsein für Lebensmittel: „Manchmal muss man sich mit einem Apfel zufriedengeben, der zwar ein bisschen Schorf hat, aber dafür aus der Region stammt.“ Der ökologische Fußabdruck sei dann kleiner, als wenn man einen Apfel aus Neuseeland in den Einkaufskorb packt.
Dass das Bewusstsein der Kunden vor allem in diesem Jahr für das Naheliegende zugenommen hat, berichtet auch Thomas Bug vom Verein Rhöner Biosphärenrind, einem Zusammenschluss von Rhöner Landwirten, die ökologisch und regional erzeugtes Rindfleisch vermarkten: „Wir liefern im Moment alle zwei Wochen 35 Tiere an den Schlachthof Fulda. Es läuft ohne Ende.“ Er glaubt, dass in diesem Jahr die Marke von 1000 Tieren weit überschritten werden könnte: „Und wir könnten wahrscheinlich noch das Doppelte verkaufen“, sagt er. „Regionale und Bio-Produkte gehen weg wie warme Semmeln.“