Die Kurhessische Fleischwaren Gesellschaft: aus Fulda (kff) hält die Rhön für entwicklungsfähig: Sie habe enormes Potenzial, weitaus mehr Rinder aus ökologischer Erzeugung in den regionalen Handel zu bringen als gegenwärtig. Auch um noch unentschlossene Landwirte zum Umdenken zu bewegen, hat die kff gestern einen Scheck von 15 000 Euro an den Verein Rhöner Biosphärenrind übergeben, mit dem sie seit Jahren zusammenarbeitet.
Selbst als die Rhön noch nicht Unesco-Biosphärenreservat gewesen sei, hätten die Fuldaer Lebensmittelkette tegut… und ihre Tochter kff die Nähe zu den Erzeugnissen von dort gesucht, sagte kff-Geschäftsführer Erich Michel. ,;Die Herkunft war immer das Kernstück der Regionalität von tegut… . Aber von Anfang an haben wir gesagt, dass damit auch ein Qualitätsversprechen einhergehen muss“, fügte er hinzu. Und dies fange bereits bei den eingesetzten Futtermitteln an.
Die 15 000 an den Länder übergreifenden Verein „Rhöner Biosphärenrind“ soll nach Michels Worten dazu dienen, „die jahrelange Qualität zu belohnen und alle anderen ökologisch wirtschaftenden Landwirte zu motivieren, in. diesem Verein mitzuarbeiten“.
In den 90er Jahren, so erinnerte der Vorsitzende des Vereins Peter „Schneider aus Hilders, habe es ein fünfjähriges Extensivierungsprogramm gegeben, an dem viele Landwirte aus der Rhön teilgenommen hätten. Nach Beendigung dieser Förderung stellten zahlreiche Bauern in den Jahren 1995 und 1996 auf ökologischen Landbau um. Allerdings musste der größte Teil der ökologisch herangewachsenen Rinder immer noch zu konventionellen Preisen verkauft werden. Das habe sich geändert mit der von, tegut… und kff initiierten Vereinsgründung 1998. Neun Landwirte schlossen sich damals zusammen und erhielten im Gegenzug die Zusage von kff, ihre Rinder als Rhöner Qualitätsrindfleisch aus ökologischer Produktion vermarkten zu lassen.
Heute liefern 34 Landwirte aus Hessen, drei aus Bayern und vier aus Thüringen knapp 500 Ochsen, Färsen, Kälber und Mutterkühe an den Fuldaer Fleischverarbeiter. Insgesamt sind es 2000 Tiere, die bei der kff im Jahresverlauf von Rhöner Biolandwirten angeliefert werden. Das wiederum macht einen Anteil von Bio-Rindfleisch aus der Rhön in den tegut…-Märkten von rund 20 Prozent aus. 80 Prozent müssten von Erzeugern aus Bayern, Baden-Württemberg und anderen Bundesländern zugekauft werden. Laut Sven Euen, zuständig für das kff-Qualitätsmanagement, sei ein Anteil von 50 Prozent Rhöner Bio-Rindfleisch in den tegut…-Fleischtheken denkbar und das Ziel.
Die Vereinslandwirte betrieben nicht nur ökologische Mutterkuhhaltung auf den Weiden im Sommer und im Winter in Stroh eingestreuten Ställen, sondern gingen dabei auch neue Wege. So hätten beispielsweise zehn Landwirte Flächen gepachtet, die sich in einer Höhenlage von über 800 Metern befinden. Damit trügen sie gleichzeitig zum Erhalt des Landschaftsbildes auf diesen Hutungen bei und verhinderten eine Verbuschung.
Eugen Sauer, langjähriger Berater des Vereins, sagte, dass die Nebenerwerbsbetriebe das Bild der Rhön prägten. Der Scheck sei Ansporn für diese, weiterhin Landwirtschaft zu betreiben, auch wenn sie aus der Milchproduktion aussteigen müssten. Mit der Partnerschaft zwischen tegut…, kff und dem Verein werde vor allem diesen Landwirten eine neue Perspektive eröffnet.
Der Leiter der Thüringer Verwaltung des Biosphärenreservates Rhön, Karl-Friedrich Abe, würdigte das Engagement von kff, mit dem Bau des Betriebsteiles in Frankenheim ein klares Bekenntnis zur Rhön abgegeben zu haben. 21 Männer und Frauen sowie drei Lehrlinge seien im höchsten Dorf der Rhön beschäftigt und trügen zur Herstellung ökologischer Lebensmittel bei. Momentan laufe die Planung für die zweite Baustufe, weil die Nachfrage nach Bio-Qualitätserzeugnissen aus dem Biosphärenreservat enorm gestiegen sein.
Der Geschäftsführer des Kreisbauernverbandes Fulda/Hünfeld, Dr. Hubert Beier, bezeichnet es als „Glücksfall für die Rhön, solche Unternehmen vor Ort zu haben“, welche die regionale Landwirtschaft nicht aus dem Blick verlören.